Trotz der weitbekannten Haslacher Fäßlemänner, den Ranzengardisten, wurde es bei der
Narrenzunft schon lange als Mangel empfunden, dass dem Narrenstädtchen Haslach eine
typisch eigene Fasentgestalt fehlt. 1953 versuchte man es zwar, gestützt auf die
Jahrhunderte alte Tradition des Storchentages, mit Störchen und Fröschen. Doch diese
Pläne verwarf man jedoch wieder. Die seinerzeit mit großem Eifer und Geschick gefertigten
Kostüme blieben zwar dem Städtchen treu und bilden seither am Fasent-Sonntag ein
belebendes Element, doch blieben diese Tiergestalten für die Fasent-Auftritte und
Narrentreffen zu unbeweglich und umständlich. Auch die Gestalt eines „Erdgeistes“
hatte immer wieder in den Köpfen der Planer gespukt, bis unerwartet im Jahre 1963 ein
entscheidender Anstoß zu Neuem kam. Es war die Haslacher Familie Oskar Fleig, die mit
viel Sinn und Geschick zwei freundliche Fasentgestalten kreierten. Diese fanden große
Aufmerksamkeit, besonders der in Grün und Weiß, der Farben der Stadt, gehaltene
„Haselnuß-Hansel“. Die zipfelige Kappe trug am Rand ein breites Band echter Haselnüsse,
das Gewand zeigte in Streifen geordnete Blätter des Haselnußstrauches und über die
Schulter trug dieser Narro, wie der bekannte Villinger Hansel, ein Schellenband. Nun kam
Bewegung in diese Sache. Besonders die jungen Kräfte des Narrenrates entfalteten
daraufhin eine besondere Aktivität und bildeten einen „Maskenausschuss“. Trotz mancherlei
anderer Vorschläge, kamen sie aber immer wieder auf den „Haselnuß-Hansel“ zurück. Das
Grün-Weiß wurde zwar als etwas eintönig und kalt empfunden und das Weiß als zu
empfindlich angesehen, doch konnten ja die Blätter auch in einem warmen Gelb oder
auch Braun gehalten werden. Das schwierigste blieb indessen die Schaffung einer guten
Maske mit Kopfbedeckung. Es war der bekannte Maskenschnitzer Josef Tränkle (1900 –
1988) aus Elzach, der nach Beratung mit dem Ausschuß, eine Haselnuß symbolisierende
Maske entwarf, die sofort Anklang fand. Nach seinem Vorschlag wurde die Vielzahl der
früher vorhandenen kleinen Haselnüsse zu einer einzigen „Kopfnuß“ vereinigt und gab
stattdessen die „Kelchblätter“ und den Stiel als Kopfschmuck bei. Das wesentliche
Charakteristikum des Haselnarro bildet indessen das grün-braun-gelbe Spättlekleid. Diese
Farben entsprechen den Blätterfarben in den verschiedenen Jahreszeiten und das braune
Beinkleid soll die Haselgerten darstellen. Ein Haselstab mit zwei beweglichen Haselnüssen
und Glöckchen in der Hand des Narro soll das Bild abrunden und die Lebendigkeit erhöhen.
Der Maskenentwurf hatte nun auch konkrete Form angenommen, sodass der Ausschuß an
die Herstellung des Narrenhäs gehen konnte. Narrenrat Willy Kern (1903 – 1983), Inhaber
des gleichnamigen Bekleidungs- und Ausstattungshauses, wurde mit der Ausführung
beauftragt und in dessen Schaufenster stand im Januar 1965 der „Haselnarro“, der
Haslacher Bevölkerung die Geburt einer neuen Fasentfigur verkündend. Öffentlich in
Erscheinung treten durfte dann der Haselnarro – es war eine achtköpfige Gruppe bestehend
aus Frauen, Männern und Kindern - erstmals am 14. Februar 1965 beim Narrentreffen in
Waldkirch. Der damalige Chronist der Zunft, Friedrich Schneider (1917 – 1992) begrüßte die
neu erschaffene Fasentfigur mit folgenden Versen: „Haselnarro stell dich vor! Hesch
g’schlofe schu so viele Johr. Viellicht kannsch Sinn un junges Läbe de alte Fasent wieder
gäbe!“ Der Wunsch von Chronikus Friedrich Schneider ging in Erfüllung. Der Haselnarro
nahm eine rasante Entwicklung, brachte der Zunft viel junges Leben - denn überwiegend
Haslachs Jugend schlüpfte unter die Maske des Haselnarros. Heute zählt die Abteilung der
Haselnarros nahezu 400 Mitglieder – wobei an der Fasent rund 100 Maskenträger aktiv sind.