Haslacher Schellenhansel
Es war im Januar 1993, als junge Haslacher Burschen die Zunft wissen lassen, dass sie an
die Schaffung einer neuen Narrengestalt denken. Aufgrund von freundschaftlichen
Beziehungen mit dem Haslacher Chronisten Alois Krafczyk nahm die Zunft daraufhin mit
dem damaligen Fasentforscher Josef Krausbeck (1909 – 2000) aus Wolfach Kontakt auf und
in zahlreichen Gesprächen versprach er, den Haslachern einen Entwurf für eine künftige
Hansele-Figur vorzulegen. „Hansele sprangen durch alle Straßen des Städtles …“, schrieb
der bekannte Haslacher Pfarrer und Volksschriftsteller Heinrich Hansjakob (1837 – 1916) um
das Jahr 1870. Ob es sich um Spättle oder Bajazzo handelte und ob sie Masken trugen –
Details verrät Hansjakobs Schilderung in „Vetter Kaspar“ nicht. Sicher ist nur – und da sind
sich die Fasentforscher einig – dass sich auch im fürstenbergischen Haslach Narren
verkleidet auf den Straßen tummelten, später aber wohl von der Spiellust der Haslacher
verdrängt wurden - den großen Fasnachtsspielen weichen mussten. Lediglich die
Ranzengarde, allerdings auch aus einem Festspiel stammend, hat überlebt. Farbe in die
Haslacher Fasent zu bringen, auch das spielte bei Krausbecks Überlegungen eine
bedeutende Rolle. Ähnlichkeiten mit dem Entwurf fand sich auch im Häs eines kleinen
Buben auf einer Fotografie aus dem Jahre 1912. Der dann von Josef Krausbeck vorgelegte
Entwurf, wohl eine gewisse „Verwandtschaft“ mit Wolfach aufgrund von geschichtlicher
Verbindungen nicht verleugnend, fand beim Haslacher Narrenrat höchstes Lob. Auch der
Kulturelle Beirat der „Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte (VSAN)“ empfahl
das neue Häs eines Hansel und bezeichnete den Entwurf als „von altersher möglich“. Alte
Tonmodel aus Privatbesitz waren dann die Grundlage für die Schaffung der neuen Maske,
welche der Haslacher Holzschnitzer Hubert Schultis schuf. Der damalige Ehrenzunftmeister
Fritz Haser (1924 – 2010) bezeichnete das neue Narrenhäs als eine positive
Weiterentwicklung der Haslacher Straßenfasent. Ihren ersten legendären öffentlichen Auftritt
hatten dann vierzehn junge Haslacher Burschen im „Völkerschau-Jahr“ beim Narrentreffen
in Kißlegg am 29. Januar 1995. Heute zählt die Gruppe der Schellenhansel rund 60 Aktive
sowie weitere 30 Kinder-Häser und stellt eine feste Größe in der Haslacher Fasent dar.